Habe ich Nachteile im SEO durch Gendern?

26.09.2022

"Gendern" bzw. die gendergerechte Sprache ist ein Thema, welches mittlerweile schon seit einiger Zeit polarisiert. Unabhängig davon, ob man sich persönlich dafür oder dagegen entscheidet, zu gendern, steht aber eines fest: Die Mehrheit der Zielgruppe eines Grafikdesign-Unternehmens wird heutzutage noch nach dem männlichen "Grafikerdesigner" googlen. Wer jetzt aber auf seiner Website gegendert von einer "GrafikdesignerIn" mit Binnen-i spricht, wird dabei nicht gefunden - und hat somit einen Nachteil gegenüber Personen, die nicht gendern.

Wie also damit umgehen? Ist es zu empfehlen, gar nicht mehr zu gendern? Oder sollte man für eine gendersensible Sprache einen Teil seines Erfolges riskieren oder sogar auf ihn verzichten? All diesen Fragen wollen wir in diesem Blogartikel auf die Spur gehen!

Ganz langsam: Was ist "Gendern" überhaupt?

Gehen wir zunächst nochmal einen Schritt zurück. Denn auch, wenn man mittlerweile überall über dieses Wort stolpert, bedeutet das nicht, dass jeder Mensch wissen muss, worum es sich dabei handelt. Falls du zu diesen Menschen gehört, aber auch, falls du dein Wissen zum Gendern einfach nochmal auffrischen willst, fassen wir es noch einmal kurz zusammen: Im Deutschen gibt es das sogenannte "generische Maskulinum". Eine Gruppe von männlichen Lehrern und weiblichen Lehrerinnen kann zusammenfassend als "die Lehrer" bezeichnet werden - obwohl es sich dabei grammatisch nur um die männliche Form handelt. Wo liegt dabei das Problem? Stell dir mal einen langen Tisch vor, an dem zehn Unternehmer sitzen. Einige der Unternehmer tragen Brillen, manche Unternehmen haben schon graue Haare. Jeder der Unternehmer hat einen Laptop vor sich. Jetzt die Frage: Wie viele der Unternehmer in deiner Vorstellung waren weiblich?

Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden sich viele einen Großteil, wenn nicht sogar alle die "Unternehmer" als Mann vorgestellt haben. Und genau hier liegt das Problem: Unsere Sprache bestimmt unser Denken und insbesondere bei traditionell männlich dominierten Berufsfeldern führt das dazu, dass sich dieses Bild weiter in unseren Köpfen festigt. Sitzen die zehn Unternehmer*innen jetzt mit ihren Brillen, grauen Haaren und Laptops in gegenderter Form am langen Tisch, ist das Bild in deinem Kopf womöglich bereits ein anderes. Außerdem ermöglichen die gegenderte Wortformen, non-binäre Menschen sichtbar zu machen, die sich weder dem gesellschaftlichen Geschlechtsbild der Frau noch des Mannes zuordnen wollen - eine Unternehmer*in ist nunmal weder eindeutig weiblich noch männlich.

In diesem Beispiel wurde mithilfe eines Sternchens gegendert, welches zwischen den Wortstamm "Unternehmer" und die weibliche Endung "-in" gesetzt wird. Wie man gendert, ist jedoch nicht im Duden festgeschrieben. Unterstriche, Doppelpunkte oder schlichtweg auch ein Großschreiben des i's der weiblichen Endung ist ebenso möglich. Du kannst in manchen Fällen jedoch auch auf eine gegenderte Wortform verzichten und einen geschlechtsneutralen Ausdruck verwenden: Beispielsweise kann anstelle von "Lehrer*innen" von "Lehrkräften" oder anstelle von "Kolleg*innen" vom "Kollegium" gesprochen werden.

Probleme im SEO durch gendergerechte Sprache

Und Gendern führt jetzt dazu, dass ich weniger Erfolg mit meinem Online-Auftritt habe? Leider kann das sein. Und das nicht, weil bestimmte Menschen sich so vor gegenderter Sprache fürchten, dass sie deine Website boykottieren. Nein, das Problem liegt hier ganz an der Art und Weise, wie Google deine gegenderten Wortformen liest. Denn wie in der Einleitung dieses Artikels bereits kurz angerissen, verwendet die Mehrheit der Menschen insbesondere bei der schnellen Google-Suche keine gegenderten Wortformen, sondern das generische Maskulinum.

Zwar kann Google erkennen, dass du genderst, wenn du beispielsweise mit Sternchen oder Doppelpunkt genderst (z.B. "Designer*in" oder "Designer:in"), und zeigt deine Website dann sowohl bei Suchen mit der weiblichen Form als auch mit der häufigeren männlichen Form an; jedoch besteht hierfür keine Garantie. Auch wenn du hier gefunden werden kannst, wird eine identische Website, die nicht gendert, auf jeden Fall häufiger gefunden werden. Noch schlechter gefunden wirst du, wenn sich die männliche Form nicht in der gegenderten Wortform wiederfindet, z.B. bei "Kolleg*innen" oder "Kund*innen".

Abgesehen von Schwierigkeiten bei der Google-Suche kann gendergerechte Sprache dir auch an einer anderen Stelle im SEO ein Bein stellen: der Barrierefreiheit. Genderst du beispielsweise mit einem Binnen-i, wird der Text Personen, die aufgrund von Sehschwächen oder Blindheit auf den Screenreader angewiesen sind, ganz ohne Pause vorgelesen. Dadurch hört es sich an, als hättest du lediglich die weibliche Form verwendet. Genderst du mit Sternchen oder mit Unterstrich, werden diese Zeichen vom Screenreader vorgelesen. Und wenn die Leser-Unterstrich-Innen einen Text vorgelesen bekommen, in dem durchgehend von Leser-Sternchen-Innen wird, behalten diese deine Website sicherlich nicht allzu positiv im Gedächtnis. Eine bessere Lösung scheint der Doppelpunkt zu sein, durch welchen beim Vorlesen durch den Screenreader eine Pause artikuliert wird, wie es auch beim Gendern im regulären Sprachgebrauch der Fall ist. Auch hier gibt es aber ein Kehrseite: Der Doppelpunkt ist für Menschen mit Sehschwäche, die den Text selbst lesen wollen, schwieriger zu erkennen. All diese Varianten sorgen für ein schlechteres Website-Erlebnis, wodurch diese Menschen dazu geneigt sind, deine Website schneller zu verlassen - wodurch Google sie wiederum schlechter einstuft.

Lässt sich Gendern und gutes SEO verbinden?

Dass du Nachteile dadurch erfährst, dass du Menschen sichtbar machen willst und dich inklusiv ausdrücken willst, ist unfair. Was also ist die Lösung? In den sauren Apfel beißen und auf gendergerechte Sprache verzichten? Oder in den mindestens genauso sauren Apfel beißen und mit einem schlechteren SEO leben? Bestenfalls nichts von beidem!

Dass es an sich eine gute Idee ist, gendergerechte Sprache zu nutzen, habe wir bereits in einem Marketing Live mit Johanna Illgner, einer Expertin für diversitybewusste Kommunikation, besprochen. Willst du dein SEO jedoch nicht gefährden, kannst du mit dem ein oder anderen Trick arbeiten, die wir die jetzt vorstellen möchten:

Bau den männlichen Begriff an anderer Stelle in deinen Text ein!

Das bietet sich insbesondere an, wenn du explizit über einzelne Personen sprichst, die eindeutig männlich sind. Schreibst du beispielsweise einen Artikel über "Die zehn erfolgreichsten Schauspieler*innen", kannst du einfach im Text erwähnen, dass "der Schauspieler Leonardo DiCaprio" allseits bekannt ist - und schon hast du die männliche Form eingebaut!

Weiche auf geschlechtsneutrale oder objektive Begriffe aus!

Anstelle von "Student*innen" kannst du beispielsweise die "Studierenden" adressieren und anstelle von "Grafikdesigner*innen" kann einfach vom "Grafikdesign" gesprochen werden. Insbesondere mit dem zweiten Beispiel, den objektiven Begriffen anstelle von Personenbezeichnungen sollte dein Erfolg ähnlich groß sein wie mit dem generischen Maskulinum.

Verwende die Doppelform!

Ganz simpel und eigentlich eine offensichtlich Lösung: Anstelle von "Kund*innen" sprichst du einfach von "Kundinnen und Kunden" oder auch von "Kleinunternehmern und -unternehmerinnen" anstelle von "Kleinunternehmer*innen". Ein Nachteil? Du inkludierst hier zwar auch weibliche Personen, allerdings keine non-binären Menschen. Also keine optimale Lösung, aber besser als nichts.

Bau den männlichen Begriff in die URL ein!

Jetzt wird es ganz tricky! Dein Artikel über "Gute Atmosphäre unter Kolleg*innen" kann auch dann mit dem männlichen Suchbegriff gefunden werden, wenn du ihn einfach in die URL einbaust, also beispielsweise "ideenkind.com/gute-atmosphaere-kollegen". Hier ist das generische Maskulinum gut versteckt, kann aber seine volle Wirkung fürs SEO entfalten!

Also: Gendern aus SEO-Sicht - ja oder nein?

Lohnt es sich also, beim eigenen Online-Auftritt eine gendergerechte Sprache zu verwenden, wenn man auf eines gutes SEO baut? Wir sagen: Ja, wenn es richtig gemacht wird! Zwar muss man einiges beachten, um nicht vom SEO bestraft zu werden, hast du den Dreh aber erstmal raus, steht dir nichts mehr im Weg um a) ein starkes SEO und b) ein gutes Gefühl zu haben, weil du weißt, dass dein ideenKiND wirklich alle Menschen, unabhängig von deren Geschlecht, anspricht. Neben einem guten Gefühl bedeutet das auch, dass sich mehr Menschen auf deiner Website wohlfühlen können, also ein gutes Erlebnis auf deiner Website haben. Das kann dir nicht nur neue Kundschaft verschaffen, sondern kann auch selbst für ein besseres SEO-Ranking sorgen!

Und es sollte nicht vergessen werden: Zwar überwiegen Google-Suche nach "Ärzten", "Bäckern" oder "Klempnern", das bedeutet aber nicht, dass niemand nach "Ärzt*innen", "Bäcker_innen" oder "Klempner:innen" sucht - und irgendwer muss auch bei diesen Google-Suchen als erstes Ergebnis erscheinen. Warum nicht du? ;)

Du willst mehr wissen?

Das Thema "SEO" hört beim Gendern natürlich noch lange nicht auf! Wusstest du beispielsweise, dass es für deinen Erfolg eine große Rolle spielen kann, ob deine Texte richtig formatiert sind oder nicht? Vielleicht kommt dir alles rund um SEO aber auch viel zu kompliziert vor. Das ist nachvollziehbar, aber wir können dich auch beruhigen! Denn um dein eigenes SEO selbst zu verbessern, brauchst du kein Vorwissen!

Falls dieser Blogartikel deinen Wissensdurst noch nicht stillen konnte oder bei dir irgendwelche Fragen unbeantwortet geblieben sind, kannst du dich auch gerne jederzeit bei uns melden! Wir freuen uns auf deine Nachricht! :)

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